Fenster und Türen
Fenster sind essenziell für die Energieeffizienz, den Wohnkomfort und die Bauphysik eines Gebäudes. Eine sorgfältige Auswahl und ein fachgerechter Einbau beeinflussen nicht nur die Heizkosten, sondern auch den Schallschutz, die Luftdichtheit, den Lichteinfall und das Raumklima. Sinngemäß gilt das folgende auch für die Außentüren.
1. Worauf ist bei der Auswahl von guten Fenstern zu achten?
U-Wert des Gesamtfensters (Uw-Wert): Ein niedriger U-Wert bedeutet eine gute Wärmedämmung (Erläuterung siehe unten). Für Neubauten oder energetische Sanierungen sind Fenster mit einem Uw-Wert von < 0,90 W/m²K zu empfehlen, um Effizienzhausstandards zu erreichen. Manche Fensterbauer geben nur den Ug-Wert der Verglasung statt des Uw-Werts des Fensters an. Hier sollten Sie nachfragen.
Luftdichter und wärmebrückenarmer Einbau: Auch das beste Fenster bringt wenig, wenn es schlecht eingebaut ist. Ein (innen) luftdichter und wärmebrückenfreier Einbau verhindert Schimmelbildung am Fenster. Fehler beim Einbau können auch den Schallschutz des Fensters nahezu vollständig zunichtemachen.
Langlebige und wartungsfreundliche Konstruktionen: Hochwertige Rahmenmaterialien wie Holz-Alu oder Kunststoff mit stabilen Beschlägen gewährleisten eine lange Lebensdauer und eine gute Wartungsfreundlichkeit.
Einbruchschutz: Viele Maßnahmen, die Einbrechern das Leben schwermachen (z. B. Pilzkopf-Verriegelungen, absperrbare Griffe), können oft gegen geringen Aufpreis mitbestellt werden.
2. Hintergrund: Der U-Wert und seine Bestandteile
Der U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient, angegeben in W/m²K) gibt an, wie viel Wärme pro Quadratmeter durch ein Bauteil verloren geht. Je niedriger der U-Wert eines Bauteils, desto besser seine Dämmwirkung. Beim Fenster setzt sich der Gesamt-U-Wert (Uw) aus drei Komponenten zusammen:
Uf-Wert (U-Wert des Rahmens): Der Rahmen beeinflusst die Dämmleistung, insbesondere bei kleineren Fenstern mit hohem Rahmenanteil. Holz-, Kunststoff- oder Aluminium-Rahmen mit Dämmkernen können Uf-Werte von ≤ 1,0 W/m²K erreichen.
Ug-Wert (U-Wert des Glases): Dieser gibt an, wie gut die Verglasung dämmt. Moderne Dreifachverglasungen erreichen Ug-Werte von 0,50 bis 0,70 W/m²K, während Zweifachverglasungen meist bei ca. 1,1 W/m²K liegen.
Ψ-Wert (Psi-Wert des Randverbunds): Der Randverbund hält die Glasscheiben im richtigen Abstand zusammen und kann als Wärmebrücke wirken. Optimierte Abstandshalter („warme Kante“) reduzieren Wärmeverluste und minimieren Tauwasserbildung.
Gute Fenster erreichen Uw-Werte von 0,85 W/m²K und kleiner. Einzelne Hersteller erreichen sogar Werte von 0,65 W/m²K.
Bei Außentüren wird statt des Uw-Wertes der Ud-Wert (d = "door") angegeben. Gute Türen erreichen einen Wert, der kleiner als 1,3 W/m²K ist.
3. Zweischeiben- oder Dreischeibenverglasung – Wann ist was sinnvoll?
Zweischeibenverglasung (Ug ca. 1,1 W/m²K):
Sinnvoll nur noch bei Altbauten mit schlecht gedämmten Wänden, wenn auch in Zukunft keine Verbesserung der Wände geplant ist.
Im Vordergrund steht dann, ein zu starkes Temperaturgefälle zwischen Wand und Fenster zu vermeiden. Ist das Fenster „besser gedämmt“ als die umgebende Wand, besteht die Gefahr von Tauwasserbildung und in der Folge Schimmel an der Wand. Langfristig wegen des höheren Energieverlusts aber oft die teurere Alternative.
Kann eine kostengünstige Lösung sein, wenn eine höhere Dämmleistung gar nicht notwendig ist (z. B. unbeheizte Nebenräume oder Sommerhäuser).
Dreischeibenverglasung (Ug 0,5 – 0,7 W/m²K):
Ideal für gut gedämmte Neubauten und energetisch sanierte Gebäude, um Wärmeverluste zu minimieren. In ungedämmten Altbauten ist der Einsatz möglich, wenn ein besonderes Augenmerk auf Lüfung und die Wärmebrücken gelegt wird.
Erhöht den Schallschutz, was in lauten Umgebungen wie an Straßen oder Bahngleisen wichtig ist.
Verbessert den Wohnkomfort, da die innere Scheibe wärmer bleibt, wodurch Zugluft und Kondensation vermieden werden.
4. Erhöhte Luftdichtheit nach Fenstertausch – Gefahr von Schimmelbildung
Neue Fenster sind bei richtigem Einbau wesentlich dichter als alte, sodass kaum noch unkontrollierter Luftaustausch durch Fugen stattfindet. Dadurch steigt die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen, wenn nicht ausreichend gelüftet wird.
Besonders gefährlich sind Wärmebrücken an schlecht gedämmten Außenwänden oder Fensterlaibungen, da dort feuchte Luft kondensieren kann – ideale Bedingungen für Schimmelwachstum.
Problemfall: Sanierung nur mit neuen Fenstern, aber ohne Wanddämmung. Hier kann es an den kalten Wandbereichen verstärkt zu Tauwasserbildung kommen.
Lösungen zur Schimmelvermeidung:
Regelmäßiges Stoßlüften: Mehrmals täglich für 5-10 Minuten mit komplett geöffneten Fenstern lüften, um feuchte Luft durch trockene Außenluft zu ersetzen.
Kontrollierte Wohnraumlüftung: Wem der Fokus auf ausreichendes Lüften zu anstrengend ist, sollte man auf eine Lüftungsanlage setzen, um automatisch Feuchtigkeit abzuführen. Dies ist auch in Mietobjekten eine zunehmend wichtige Überlegung, da Vermieter oft keinen Einfluss auf das Lüftungsverhalten der Mieter und Mieter keinen Einfluss auf die Bausubstanz haben.
Innendämmung in problematischen Bereichen: Falls eine Außendämmung nicht möglich ist, kann eine diffusionsoffene (atmungsaktive) Innendämmung helfen.
Hygrometer nutzen: Ein einfaches Feuchtemessgerät hilft, kritische Werte zu erkennen (Idealbereich: 40-60 % Luftfeuchtigkeit).
Dichtungen entfernen: Im Internet kursieren teilweise Empfehlungen, bei neuen Fenstern die Dichtungen zu entfernen oder einzuschneiden und sie so gezielt undichter zu machen. Diese Lösung ist ähnlich sinnvoll, wie ein neues Auto zu zerkratzen, damit es gebraucht wirkt. :-)
5. Wichtige Aspekte beim Einbau von Fenstern
Ein schlecht eingebautes Fenster kann Wärmeverluste, Schimmelprobleme oder Undichtigkeiten verursachen. Deshalb sind folgende Punkte wichtig:
Innen luftdicht: Die innere Anschlussfuge muss luftdicht verschlossen sein, um unkontrollierte Wärmeverluste und Feuchtigkeitseintritt in die Wandkonstruktion zu verhindern. Dafür werden Anputzleisten, spezielle Folien oder so genannte Kompribänder verwendet.
Außen schlagregendicht: Die äußere Abdichtung muss Wind und Regen standhalten, aber diffusionsoffen sein, damit Feuchtigkeit von innen nach außen entweichen kann. Eine bewährte Lösung sind diffusionsoffene Dichtbänder.
Wärmebrückenfrei einbauen: Das Fenster sollte in der Dämmebene der Wand sitzen, um Temperaturunterschiede und Wärmeverluste zu minimieren. Ein falscher Einbau führt zu Kältebrücken und möglichen Schimmelproblemen.
Schallschutz beachten: Der Schallschutz hängt von der Fensterkonstruktion, aber auch vom Einbau ab. Falsche Anschlussfugen oder Hohlräume im Rahmenbereich können den Schallschutz erheblich verschlechtern.
Lüftungskonzept erstellen: Vor allem, wenn nicht nur die Fenster, sondern auch beispielsweise das Dach oder die oberste Geschossdecke abgedichtet sind, kann es sein, dass die natürliche Infiltration nicht mehr ausreicht, um die Feuchtigkeit auch ohne Fensterlüftung (z. B. während des Urlaubs) abzuführen. Dann sollte eine kontrollierte Lüftungsanlage eingebaut werden.
Fazit:
Fenster haben einen großen Einfluss auf die Energieeffizienz, den Wohnkomfort und die Bauphysik eines Hauses. Entscheidend ist nicht nur die Auswahl eines guten Fensters (geringer U-Wert, passende Verglasung), sondern vor allem auch der fachgerechte Einbau. Eine unsachgemäße Montage oder ein unzureichendes Lüftungskonzept kann zu Schimmelbildung und Wärmeverlusten führen. Wer diese Aspekte berücksichtigt, kann langfristig Energie und Geld sparen, gleichzeitig den Wohnkomfort verbessern und Bauschäden vermeiden.
Übrigens...
Wussten Sie, dass der Fenstertausch bzw. die Erneuerung von Haustüren mit einem Zuschuss gefördert wird? Infos finden Sie unter www.bafa.de/beg.
Bildquelle: Pixapay