App Logo

Dschungel der Effizienzstandards?

Weil ein großer Teil der CO2-Emissionen auf Gebäude (und dort vor allem Heizung und Warmwasser) zurück geht, gibt es beim Neubau und größeren Änderungen gesetzliche Mindestanforderungen an deren Energieverbrauch und Effizienz. Darüber hinaus werden zwischenzeitlich immer öfter auch die Emissionen, die bei der Herstellung eines Gebäudes (Baustoffe, Ersatzbeschaffungen und Entsorgung) entstehen, in den Blick genommen.

Manche Begriffe wie Effizienzhaus, Referenzgebäude, Passivhaus oder Nachhaltiges Gebäude verwirren möglicherweise. Wer etwas Überblick benötigt, dem hilft vielleicht die Übersicht unten.

In Kürze:

  • Wer möglichst geringe Baukosten anstrebt, kann mit dem GEG-Standard bauen, muss aber mit höheren Energiekosten rechnen.

  • Das Effizienzhaus 40 bietet eine gute Balance aus Energieeinsparung, Wohnkomfort und Fördermöglichkeiten.

  • Ein Passivhaus erfordert hohe Investitionen, bietet aber minimale Betriebskosten und hohen Komfort.

  • Der Klimafreundliche Neubau ist die insgesamt nachhaltigste Lösung, kombiniert hohe Effizienz mit ökologischen Materialien und wird stark gefördert.

 

1. Minimum: Neubaustandard nach GEG (Gebäudeenergiegesetz)

  • Technik: Das GEG setzt Mindestanforderungen an die Gebäudehülle und die Anlagentechnik. Es schreibt vor, dass ein Teil des Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen gedeckt wird. Meist sind eine gute Dämmung, eine effiziente Heiztechnik (z. B. Wärmepumpe oder Gas-Hybrid-Heizung) und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung notwendig, um die Vorgaben zu erfüllen.

  • Wohnkomfort: Ein Gebäude nach GEG bietet soliden Wärmeschutz, aber es gibt keine besonders hohen Anforderungen an Luftdichtheit oder passive solare Gewinne. Dadurch kann es an sehr kalten oder heißen Tagen zu Temperaturspitzen kommen, wenn keine zusätzlichen Maßnahmen ergriffen werden.

  • Wirtschaftlichkeit: Die Baukosten sind niedriger als bei ambitionierteren Effizienzstandards, aber langfristig sind höhere Heizkosten zu erwarten. Förderungen gibt es in der Regel nicht, da dieser Standard als Mindestanforderung gilt.

 

2. ambitionierter: Effizienzhaus 40 (EH 40)

  • Technik: Ein Effizienzhaus 40 benötigt nur 40 % der Primärenergie eines GEG-Referenzgebäudes. Der Bedarf für Heizenergie liegt bei rund 35 kWh/m²a.
    Primärenergie meint vereinfacht gesagt die für das Gebäude beschaffte Energiemenge multipliziert mit einem Faktor für die Vorkette zur Bereitstellung dieser Energie.
    Referenzgebäude bedeutet, dass für verschiedene Bauteile Eigenschaften definiert sind. Mit diesen Eigenschaften wird rechnerisch ein Gebäude gleicher Kubatur und Ausrichtung gerechnet wie das konkrete Planungsobjekt.
    Dies wird durch eine hochgedämmte Gebäudehülle, dreifach verglaste Fenster, eine sehr effiziente Heiztechnik (z. B. Wärmepumpe) und häufig eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung erreicht.

  • Wohnkomfort: Eine bessere Dämmung und hohe Luftdichtheit sorgen für gleichmäßige Temperaturen und weniger Zugluft. Die Lüftungsanlage sorgt für konstant frische Luft, was die Raumluftqualität verbessert und Schimmelbildung verhindert.

  • Wirtschaftlichkeit: Die Baukosten sind höher als beim GEG-Standard, aber durch geringere Heizkosten und mögliche KfW-Förderungen (z. B. Kredite oder Zuschüsse) kann sich die Investition langfristig auszahlen.

 

3. anspruchsvoll: Passivhaus

  • Technik: Ein Passivhaus benötigt extrem wenig Heizenergie, meist unter 15 kWh/m² pro Jahr. Es erreicht dies durch eine extrem luftdichte Bauweise, sehr hohe Dämmstandards, dreifach verglaste Passivhaus-Fenster und eine hocheffiziente Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Manchmal wird ganz auf eine klassische Heizungsanlage verzichtet, da interne Wärmequellen (Menschen, elektrische Geräte) und solare Gewinne zur „passiven“ Beheizung ausreichen.

  • Wohnkomfort: Ein Passivhaus bietet durch konstante Temperaturen und eine geregelte Lüftung ein sehr angenehmes Raumklima ohne Zugluft oder kalte Wände. Auch im Sommer bleibt es durch gute Beschattung und Wärmespeicherfähigkeit angenehm kühl. Zu bedenken ist allerdings, dass es zu trockener Raumluft kommen kann, wenn die Beheizung nur über warme Luft erfolgt.

  • Wirtschaftlichkeit: Die Baukosten sind höher, da sehr hochwertige Materialien und eine besonders präzise Bauweise erforderlich sind. Allerdings sind die Betriebskosten extrem niedrig, da kaum Heizenergie benötigt wird. Bei hohen Energiekosten kann sich ein Passivhaus schnell amortisieren.

 

4. umfassend: Klimafreundlicher Neubau (KFN, eine KfW-Förderung)

  • Technik: Ein klimafreundlicher Neubau kombiniert hohe Energieeffizienz (mindestens EH 40) mit besonders umweltfreundlichen Baustoffen. Daher wird hier der CO₂-Fußabdruck des gesamten Gebäudes inklusive der verbauten Materialien betrachtet. Zudem ist der Einbau einer fossilen Heiztechnik ausgeschlossen.

  • Wohnkomfort: Durch natürliche Baustoffe wie Holz und Lehm werden Schadstoffe in der Raumluft minimiert, was ein gesundes Wohnklima schafft. Gleichzeitig sorgen die hohen Dämmstandards für ein angenehmes Raumklima zu jeder Jahreszeit.

  • Wirtschaftlichkeit: Die Baukosten sind höher als bei einem EH 40-Haus, da nachhaltige Baustoffe oft teurer sind. Allerdings gibt es hohe Förderungen durch zinsgünstige KfW-Kredite und Zuschüsse, die die Mehrkosten teilweise ausgleichen. Die langfristige Wertsteigerung und niedrigen Betriebskosten machen diesen Standard besonders für zukunftsorientierte Bauherren attraktiv.

 

Ihre Browserversion ist veraltet.

Diese Web-App ist mit veralteten Browsern wie dem Internet Explorer 11 nicht kompatibel. Bitte nutzen Sie um schnell & sicher zu surfen einen modernen Browser wie Firefox, Google Chrome, oder Microsoft Edge.