Klimafreundlicher Neubau
Der Klimafreundliche Neubau (KFN) ist ein Förderstandard der KfW (www.kfw.de/297), der energieeffizientes Bauen mit umweltfreundlichen Baustoffen kombiniert. Ziel ist es, den gesamten CO₂-Fußabdruck eines Gebäudes über dessen Lebenszyklus zu minimieren. Mit CO₂-Fußabdruck ist gemeint, dass für alle Materialien und Bauteile eines Gebäudes die CO₂-Emissionen der verbauten Materialien und deren Herstellung, Ersatzbeschaffung und Entsorgung berücksichtigt wird. Damit geht dieser Standard über klassische Effizienzhaus-Konzepte hinaus, weil diese in der Regel nur den Energieverbrauch in der Nutzungsphase betrachten.
1. Baumaterialien: Nachhaltig und ressourcenschonend
Reduzierung der grauen Energie: Die Herstellung, der Transport und die Entsorgung von Baustoffen verbrauchen Energie und verursachen CO₂-Emissionen. Ein klimafreundlicher Neubau setzt daher auf Materialien mit geringer „grauer Energie“, also einem geringen CO₂-Ausstoß in der Herstellungs-, Betriebs- und Entsorgungsphase.
Einsatz nachwachsender Rohstoffe: Holz, Holzfaser oder Zellulose sind nachhaltige Alternativen zu Beton, Ziegeln oder synthetischen Dämmstoffen. Holzbauweise bietet den besonderen Vorteil, dass Holz CO₂ speichert und gleichzeitig sehr gute Dämmeigenschaften bietet.
Recycling und Kreislaufwirtschaft: Baustoffe sollten recyclingfähig sein oder aus recycelten Materialien bestehen. Beispiele sind recycelter Beton (RC-Beton) oder Systeme, bei denen Dämmstoff und Putz später getrennt werden können.
Schadstofffreies Bauen: Viele konventionelle Baustoffe enthalten Lösungsmittel oder andere chemische Zusätze, die die Raumluft belasten können. Natürliche Baustoffe tragen zu einem gesunden Wohnklima bei, indem sie Schadstoffe vermeiden und Feuchtigkeit regulieren.
2. Energieverbrauch: Effiziente Technik für minimale Emissionen
Effizienzhaus 40 als Grundlage: Der KFN-Standard erfordert mindestens die Effizienzhaus-Stufe 40, also einen maximalen Primärenergiebedarf von 40 % eines vergleichbaren Standardgebäudes nach GEG (Gebäudeenergiegesetz).
Fossilfreie Heizung: Fossile Heizsysteme (z. B. Gas- oder Ölheizungen) sind ausgeschlossen. Stattdessen werden Wärmepumpen oder Solaranlagen genutzt. Holz-Einzelfeuerstätten wie Kaminöfen sind zulässig, wenn sie nicht in der Bilanzierung angesetzt werden.
Photovoltaik als Standard: Eine eigene Photovoltaikanlage ergibt Sinn, um selbst regenerativen Strom nutzen zu können. In vielen Fällen wird auch ein Batteriespeicher eingeplant, um den Eigenverbrauch zu optimieren.
Lüftung mit Wärmerückgewinnung: Um Wärmeverluste zu minimieren, werden kontrollierte Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung eingesetzt. Diese Technik spart Heizenergie und sorgt gleichzeitig für frische Raumluft.
3. Lebenszyklusanalyse (LCA): Ganzheitliche Bewertung der Umweltwirkungen
Eine Lebenszyklusanalyse (LCA, Life Cycle Assessment) bewertet die Umweltbelastung eines Gebäudes über seinen gesamten Lebenszyklus – von der Rohstoffgewinnung und -transport über den Bau, die Nutzung und Instandhaltung bis hin zum Rückbau und Recycling.
Dabei werden nicht nur der direkte Energieverbrauch (Heizen, Kühlen, Stromverbrauch), sondern auch die Emissionen der verbauten Materialien und Bauprozesse berücksichtigt.
Ein klimafreundlicher Neubau wird so geplant, dass er über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg eine möglichst geringe Umweltbelastung verursacht. Dazu gehören auch Überlegungen zu Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Wiederverwendbarkeit der Bauteile.
4. Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG): Voraussetzung für maximale Förderung
Das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) ist ein staatliches Gütesiegel, das Gebäude hinsichtlich ihrer ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit bewertet.
Für eine maximale Förderung des klimafreundlichen Neubaus ist das QNG-Zertifikat erforderlich. Damit werden nicht nur die Energieeffizienz, sondern auch Kriterien wie Ressourcenschonung, Innenraumluftqualität und soziale Aspekte geprüft.
Es gibt zwei Varianten: QNG-PLUS für Gebäude mit überdurchschnittlicher Nachhaltigkeitsbewertung und QNG-PREMIUM für Gebäude mit deutlich überdurchschnittlicher Nachhaltigkeitsbewertung.
Die Zertifizierung erfolgt durch unabhängige Prüfstellen und hilft Bauherren, sicherzustellen, dass ihr Gebäude höchste Nachhaltigkeitsstandards erfüllt.
Fazit:
Der klimafreundliche Neubau geht über die klassischen Effizienzhaus-Standards hinaus, indem nicht nur der Energieverbrauch während der Nutzung, sondern auch die Umweltbelastung der Baumaterialien und Bauweise betrachtet wird. Durch nachhaltige Baustoffe, effiziente Technik und eine ganzheitliche Lebenszyklusbetrachtung wird das Gebäude umweltfreundlicher und zukunftssicher.