Wald ist nicht gleich Wald
Im Ostallgäu gibt es ganz unterschiedliche Wälder, die alle wichtige Aufgaben für Mensch und Natur übernehmen.
Wirtschaftswald – der „Nutzwald“ für Holz und Einkommen
Ein Wirtschaftswald ist ein Wald, der vor allem zur Holzproduktion genutzt wird. Er liefert:
Holz für Bau, Möbel und Papier
Einkommen für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer
Arbeitsplätze in Forstwirtschaft und Holzverarbeitung
Typische Merkmale:
Häufig Fichtenreinbestände im Ostallgäu
Wege und Rückegassen, damit Holz geerntet und abtransportiert werden kann
Regelmäßige Pflege- und Durchforstungsmaßnahmen
Wichtige Punkte:
Auch im Wirtschaftswald spielt Naturschutz eine Rolle: Totholz, Biotopbäume und Mischbaumarten gewinnen an Bedeutung.
Ziel ist heute meist eine naturnahe, stabile und klimafittere Bewirtschaftung statt reiner Monokulturen.
Bergwald – Schutz für Dörfer, Straßen und Landschaft
Der Bergwald findet sich an den Hängen der Voralpen und Alpen, also z.B. in den höher gelegenen Teilen des Ostallgäus Richtung Alpenrand. Seine wichtigste Aufgabe ist der Schutz:
Schutz vor Lawinen, Steinschlag und Hangrutschungen
Schutz vor Erosion (Abtrag von Boden)
Stabilisierung der Hänge und des Wasserhaushalts
Typische Merkmale:
Meist Mischwälder mit Fichte, Tanne, Buche und weiteren Baumarten
Oft steile, schwer zugängliche Lagen
Die Bewirtschaftung ist erschwert und deutlich vorsichtiger, um die Schutzfunktion nicht zu gefährden
Im Bergwald steht die Sicherheit für Menschen, Siedlungen und Infrastruktur im Vordergrund. Holzernte ist möglich, aber sie muss so erfolgen, dass der Wald seine Schutzwirkung behält. Oft werden gezielt junge Bäume nachgepflanzt oder Verjüngung gefördert, damit der Wald auch in Zukunft stabil bleibt.
Auwald – die „grünen Adern“ entlang von Flüssen und Bächen
Ein Auwald entsteht dort, wo Flüsse und Bäche regelmäßig über die Ufer treten oder der Grundwasserspiegel hoch ist – also entlang von Lech, Wertach und kleineren Gewässern im Ostallgäu. Er ist einer der artenreichsten Lebensräume:
Viele verschiedene Baumarten, z.B. Erlen, Weiden, Eschen, Pappeln
Wechsel zwischen trockeneren und sehr nassen Stellen
Lebensraum für seltene Vögel, Amphibien, Insekten und Pflanzen
Wichtige Funktionen:
Natürlicher Hochwasserschutz: Auwälder können Wasser aufnehmen und bremsen die Flutwelle
Filterfunktion für Nährstoffe und Schadstoffe im Wasser
Erholungsraum für Menschen mit hohem Naturerlebnis-Wert
In vielen Regionen wurden Auwälder früher zurückgedrängt, um Flüsse zu begradigen oder Flächen landwirtschaftlich zu nutzen. Heute versucht man, Auwälder zu erhalten und wiederherzustellen, weil sie für Klima-, Arten- und Hochwasserschutz sehr wertvoll sind.